Digitalisierungsprojekte in Deutschlands Museen und Kulturorganisationen
Digitale Sammlungen, das Arbeiten mit Open Data und Online-Angebote für das eigene Publikum sind mittlerweile Dinge, auf die viele Museen und Kulturorganisationen setzen. Digitalisierung ist nicht bloß ein leeres Schlagwort, sondern eine zusätzliche Schiene, die für Mehrwert sorgen kann.
Im heutigen Blogpost sehen wir uns an, welche Digitalisierungsprojekte in Deutschlands Museen und Kulturorganisationen zu finden sind – von unterhaltsamen Online-Games über atemberaubenden Detailreichtum bis hin zu spannenden digitalen Ausstellungen!
Hackathon: Coding da Vinci
Der “Coding da Vinci”-Hackathon wird seit 2014 in wechselnden deutschen Städten durchgeführt und vernetzt die Kultur- und Technikwelt miteinander. Dabei können die TeilnehmerInnen direkt mit offenen Daten verschiedenster Kulturorganisationen arbeiten und in einem mehrwöchigen Prozess Prototypen für Apps, Websites, Datenvisualisierungen, Spiele, interaktive Installationen u. v. m. entwickeln. Durch die offene Herangehensweise werden auf kreative Art und Weise die unterschiedlichsten Projekte umgesetzt: mittlerweile gibt es fast 200 Projekte!
Zeitblick ist eine App, die Selfies analysiert und nach historischen Doppelgängern in den Fotoarchiven des Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg sucht. Mit der Augmented Reality-App Berliner MauAR wird die Berliner Mauer vor Ort virtuell wieder aufgebaut. Dazu werden historische Bilder der Mauer heruntergeladen und dort im freien Feld positioniert, wo sie geschossen wurden. Und bei Chronoscope Hamburg reist man mit einer Zeitmaschine durch 300 Jahre Hamburger Geschichte. Historische Karten von Hamburg werden auf eine aktuelle Karte der Stadt geblendet und über eine Zeitleiste erkundbar gemacht.
Staatliche Museen zu Berlin: Online Angebot
Die Staatlichen Museen zu Berlin vereinen 19 Häuser – darunter unter anderem die Alte und Neue Nationalgalerie, der Hamburger Bahnhof, das Bode-Museum und das Pergamonmuseum. Auf der gemeinsamen Website können sich UserInnen daher bequem durch das vielfältiges Online-Angebot all dieser Museen und Galerien klicken und haben auf einen Blick gleich eine riesige Auswahl. So gibt es z. B. Online-Veranstaltungen, digitale Ausstellungen, 3D und 360°-Rundgänge, Podcasts und frei zugängliche Online-Datenbanken. Bei dem Angebot ist es schwer, sich für etwas zu entscheiden! Deshalb 3 Tipps für euch:
Pergamonaltar 3D: Das berühmte Ausstellungsstück des Bode-Museums kann nun kostenlos digital besucht werden. Informationen zu seiner Geschichte sowie hochauflösende Bilder sind für alle im Netz verfügbar. Achtung: braucht einiges an Rechenleistung.
Future Walk: Die App Future Walk lädt dazu ein, das Kulturforum und seine Museen auf interaktive Weise zu erkunden. Dabei wird man von Andrea, einem Kurator aus dem Jahr 2261 zu einer geheimen Mission eingeladen … erhältlich für Android und iOS.
Live-Touren zum Nachsehen: Hier wird jede/r fündig! Auf Facebook kann man jederzeit die vergangenen Live-Touren ansehen. Ausstellung verpasst? Kein Problem, alle Touren gibt es hier.
Jüdisches Museum Berlin: Digitaler Schaukasten
Das Jüdische Museum in Berlin zeigt in seinem Online-Schaukasten eine große Vielfalt an Projekten, Features, Filmen u. v. m. – und das schon seit einigen Jahren. Hier kann man ein animiertes Kindermärchen kennenlernen, einen Essay zu LQTBIQ* und dem Judentum lesen, Impfbescheinigungen aus den letzten 200 Jahren aus dem Archiv ansehen – um nur ein paar Beispiele zu nennen. Weiters gibt es gut aufbereitete Informationen zu Ausstellungen der vergangenen Jahre. Unterhaltsam und lehrreich ist auch die Rubrik „Was sie schon immer über Jüdinnen*Juden wissen wollten“, wo Fragen von BesucherInnen beantwortet werden, wie etwa, wie die Kippa am Kopf hält.
Fonds Digital der Kulturstiftung
Die Kulturstiftung des Bundes unterstützt mit dem Fonds Digital Kultureinrichtungen in ihren digitalen Projekten, da oft im künstlerischen Bereich teilweise noch digitales Knowhow fehlt. Mindestens zwei Kulturinstitutionen können in Kooperation Projekte einreichen, die zum Ziel haben, begonnene interne Veränderungsprozesse auszubauen, mit neuen digitalen Ästhetiken und Ausdrucksformen zu experimentieren sowie die digitale Profilierung ihrer Häuser weiter voranzutreiben. Diese werden dann von ExpertInnen für Digitales unterstützt. 15 der spannenden Projekte sind auf der Website versammelt – wir stellen euch drei davon vor:
nextmuseum.io: Diese Vernetzungsplattform geht der Frage nach, wie mehr Demokratie im Kunstbetrieb machbar ist und neue Formen der Partizipation umgesetzt werden können. Der Schwerpunkt liegt demnach auf Co-Kreation und Schwarmkuration: KünstlerInnen und KuratorInnen können Werke einreichen oder einen Open Call starten. Interessierte können einen Einblick in die Entstehung der Ausstellungen erhalten, selbst Medien einreichen, eingereichte Werke kommentieren, KünstlerInnen und Experimente vorschlagen und im Gruppenchat diskutieren.
blackbox.game: Im kürzlich gestarteten Projekt Blackbox Archäologie arbeiten das LWL-Museum für Archäologie – Westfälisches Landesmuseum, das Deutsche Bergbau-Museum Bochum und das LWL-Römermuseum daran, archäologische Arbeitsweisen mittels interaktiver Medien (wie VR und AR) erlebbar zu machen.
Offene Welten: Vier Institutionen erarbeiten gemeinsam digitale Parcours und künstlerische Inszenierungen im Stadtraum. Auf der Website finden sich zahlreiche Projekte, die über Web und (Web-)Apps erlebbar gemacht werden, wie z. B. „Cyber-Staub“, virtuelle Kunstskulpturen im realen Raum, die mittels Augmented Reality am Smartphone sichtbar gemacht werden können.
Dies war nur ein kleiner Einblick in die vielfältigen Digitalisierungsprojekte in Deutschlands Museen und Kulturorganisationen. Vor einiger Zeit haben wir euch bereits Online-Angebote von Museen in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie weltweit vorgestellt.
Wer tiefer in die Materie eintauchen will, kann sich außerdem unseren Report über Digitalisierung im Museumsbereich downloaden.
Viel Spaß beim Lesen und Entdecken!