Der schiefe Turm von Pisa: Wissenswertes und Unterhaltsames
Mit mehr als 5 Millionen Besuchern pro Jahr ist der Schiefe Turm von Pisa (Torre Pendente) eines der bekanntesten Wahrzeichen Italiens. Er ist auch die berühmteste Touristenkulisse in Pisa, und die obligatorischen Urlaubsfotos können wirklich lustig sein (die besten Schnappschüsse haben wir für euch auf Instagram gesammelt). Aber warum ist dieser Turm eigentlich so schief? Lest weiter und erfahrt alles über den schiefen Turm von Pisa!
Ein Wunder auf dem Platz der Wunder
Der Turm von Pisa ist ein Glockenturm auf dem „Platz der Wunder“ (Campo dei Miracoli oder Piazza dei Miracoli) in der Stadt Pisa. Dieser berühmte Turm ist nur eines der vier Gebäude, die den Kathedralkomplex auf diesem Platz bilden. Die beeindruckende romanische Kathedrale, der Dom von Pisa, wurde zuerst gebaut. Danach kam das Baptisterium hinzu, und erst dann wurde mit dem Bau des Turms begonnen. Noch vor der Fertigstellung des Turms vervollständigte der Friedhof, Campo Santo, den Komplex.
Der Turm ist das Aushängeschild des Komplexes und war zum Zeitpunkt seines Baus sicherlich ein Wunder, nicht nur wegen seiner charakteristischen Neigung, sondern auch, weil er damals der höchste Glockenturm Europas war.
Platz der Wunder
Jahrhundertelanger Bau des Turms
Die Bauarbeiten begannen Ende des 12. Jahrhunderts und wurden erst Ende des 14. Jahrhunderts abgeschlossen. Ja, es hat wirklich zwei Jahrhunderte gedauert, diesen Turm zu bauen! Aber man muss bedenken, dass die Arbeiten zweimal unterbrochen werden mussten – insgesamt mehr als ein Jahrhundert lang – wegen der militärischen Konflikte in der Republik Pisa zur damaligen Zeit.
Der Turm von Pisa wurde wegen eines Fehlers berühmt
Ohne seine charakteristische Neigung wäre der Turm von Pisa wahrscheinlich nur ein weiterer Turm in einer anderen europäischen Stadt. Aber wegen der schlechten Bauplanung begann er sich schließlich zu neigen. Die Architekten, die an diesem Projekt arbeiteten, legten die Fundamente zu flach an und berücksichtigten nicht die Weichheit des Bodens, der aus Sand, Lehm und Ablagerungen aus den Flüssen Arno und Serchio besteht. Er konnte das Gewicht des Turms einfach nicht tragen; nach dem Bau des zweiten Stockwerks bemerkten die Bauarbeiter, dass er zu kippen begann. Das hielt sie jedoch nicht davon ab, den Turm fertig zu stellen. Wer hätte gedacht, dass genau dieser Fehler den Turm so berühmt machen würde, wie er es heute ist?
Der schiefe Turm von Pisa
Die Schräge wechselte die Richtung
Als die Bauarbeiter das Bauwerk, das sich bereits zu neigen begonnen hatte, mit weiteren Stockwerken erhöhten, änderte sich der Schwerpunkt des Gebäudes erneut. Anstatt die Haltung des Gebäudes zu korrigieren, änderte es seine Richtung – es neigte sich nun nach Süden statt nach Norden, wie es ursprünglich der Fall war.
Der Schiefe Turm von Pisa steht noch … vorerst
Im Laufe der Jahre (und Jahrhunderte) sank der Boden unter dem Turm immer weiter ab, und die Neigung wurde schlimmer: von den anfänglichen 0,2 Grad nahm sie auf 5,5 Grad Neigung nach Süden zu. In den 1990er Jahren versuchten Ingenieure, die Neigung des Turms zu beheben, indem sie den Boden unter dem Turm mit Hilfe von Verankerungsmechanismen ausglichen. Dadurch wurde der Turm stabilisiert und seine Neigung auf 3,97 Grad reduziert. Leider hielt der Effekt aber nicht lange an, sodass 2008 erneut versucht wurde, die Neigung des Turms zu begradigen, was auch gelang. Allerdings ist es wahrscheinlich, dass der Boden wieder nachgibt und der Turm Anfang des 23. Jahrhunderts wieder zu kippen beginnen könnte – so lautet zumindest die Vorhersage.
Der Schiefe Turm von Pisa auf dem Platz der Wunder
Der Turm ist nicht das einzige Bauwerk in Pisa, das sich neigt …
Ob ihr es glaubt oder nicht, der schiefe Turm von Pisa ist nicht das einzige Bauwerk in dieser italienischen Stadt, das eine ungewöhnliche Haltung aufweist. Sicherlich ist das auf den weichen Boden der Stadt zurückzuführen. Aber könnte es auch am mangelnden Fachwissen der Architekten liegen? Zu den schiefen Bauwerken gehören San Nicola, eine Kirche aus dem 12. Jahrhundert, die weniger als einen Kilometer vom Schiefen Turm von Pisa entfernt liegt, und San Michele degli Scalzi, eine Kirche aus dem 11. Jahrhundert, etwa drei Kilometer weiter östlich.
… und auch nicht weltweit
Der Turm hat einige „schiefe“ Konkurrenten auf der ganzen Welt. Zwei Türme in Deutschland haben ihn sogar sozusagen übertrumpft. Der schiefe Turm von Surhuusen aus dem 14. Jahrhundert und der Turm der Oberkirche in Bad Frankenhausen. Auch der kleinere der beiden Türme von Bolgona weist eine stärkere Neigung auf als der Turm von Pisa.
Galileo Galilei und der Turm
Es gibt eine Legende, die sich um den Turm und den berühmten italienischen Astronomen, Physiker und Ingenieur Galileo Galilei rankt. Angeblich ließ Galilei Kugeln aus demselben Material, aber mit unterschiedlicher Masse, vom Turm fallen, um zu beweisen, dass die Fallgeschwindigkeit unabhängig von ihrer Masse ist. Es gibt jedoch keine Beweise dafür, dass dies jemals geschehen ist, und heute wird es nur als Gedankenexperiment betrachtet.
Der berühmte Turm in Nahaufnahme
Der schiefe Turm von Pisa überlebte den Zweiten Weltkrieg
Man könnte meinen, dass ein so hoher Turm nicht die beste Wahl ist, um seine Truppen darin zu verstecken – er könnte ein leichtes Ziel sein. Aber die deutsche Armee hielt ihn nicht für die schlechteste Idee, denn er bot die beste Überwachung der Umgebung.
Als die amerikanischen Truppen auf italienischem Boden eintrafen, erhielten sie den Befehl, alle Gebäude zu zerstören, die den Feinden als Versteck dienen konnten – darunter auch der schiefe Turm von Pisa. Glücklicherweise erfolgte der Rückzug kurz nach der Ankunft der Amerikaner, so dass sie den Turm nie erreichten und er den Krieg ohne einen Kratzer überstand.
Wie bereits eingangs erwähnt, ist dieser außergewöhnliche Turm eines der beliebtesten und meistfotografierten Wahrzeichen Italiens. Viele TouristInnen posieren zum Beispiel so vor dem Turm, dass es so aussieht, als würden sie ihn halten, damit er nicht umfällt.
Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, wenn es darum geht, die besten Winkel des Schiefen Turms von Pisa festzhalten. © coach.pvnda on Instagram
Zusammen mit dem Platz der Wunder, auf dem er steht, wurde der Turm 1987 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt, und das völlig zu Recht.
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